Mehr als 50 deutsche und niederländische Teilnehmer kamen am Mittwoch, den 29. Januar 2020 auf Einladung des Provinzministers Andy Dritty und den Initiatoren des INTERREG-Projektes „Immobilien ohne Grenzen“ im Provinciehuis in Maastricht zusammen, um sich über das Thema Wohnen in Deutschland und den Niederlanden zu informieren und im Anschluss darüber zu diskutieren. Die Nachfrage nach Wohnungen im mittleren und unteren Segment ist in beiden Ländern extrem hoch. Der Umgang mit der Herausforderung, neuen Wohnraum zu schaffen, ist allerdings nicht vergleichbar aufgrund der unterschiedlichen Marktstrukturen.


Enger Zusammenarbeit

„Werden in den Niederlanden Projekte in enger Zusammenarbeit zwischen Öffentlichen und Privaten organisiert, bestimmen in Deutschland in erster Linie Politik und Verwaltung über die Bautätigkeit. Wettbewerbe und Ausschreibungen für Teilflächen verzögern darüber hinaus die Projekte erheblich. Holland dahingegen plant im großen Stil auf Jahre. Bei der Schaffung von niederländischem Planungsrecht sind standardisierte Baumethoden schon vorgesehen, was zu Kosten- und Zeitersparnissen führt. Grundstücksspekulationen in deutschen Metropolmärkten bzw. Entwickler, die als Zwischenhändler auftreten, sind deutlich wahrnehmbar. Das macht Grundstücke oft lange unbebaubar und dann teuer. In den Niederlanden ist das eher selten der Fall,“ so Han Joosten, Head of Research von BPD Immobilienentwicklung GmbH in seinem Vortrag.


Maßnahmen greifen nicht

Prof. Spars von der Bergischen Universität Wuppertal schilderte dass der Wohnungsmarkt seit jeher Teil der ordnungspolitischen Debatte war und der Grad des Gleichgewichts zwischen erhitzten und entspannten Märkten nur sehr schmal ist. „Verabschiedete man sich noch in den 90er Jahren von öffentlichen Wohnungsbeständen aus der vermeintlichen Erkenntnis heraus, dass „Deutschland fertig gebaut sei“, wurde danach der Wohnungsmarkt oft von ausländischen Investoren getrieben. Die politischen Maßnahmen um den Wohnungsmarkt zu stimulieren, greifen seit Jahren nicht. Das ist ein großes Dilemma,“ so Spars.


Exportschlager

Gastgeber Andy Dritty wies auf die Bedeutung und die Möglichkeiten der grenzüberschreitenden Aktivitäten im Wohnungsbau hin. „Es gibt immer wieder Beispiele, wie man auch jenseits von „alteingesessenen“ Regularien grenzüberschreitend im Wohnungsbau aktiv werden kann. In diesem Jahr eröffnet bspw. die IBA Internationale Bauausstellung in der Parkstadt Limburg. Ein deutscher „Exportschlager“, der mit neuen Ideen und Projekten im sozialen, kulturellen und ökologischen Bereich Impulse setzt für einen städtebaulichen bzw. landschaftlichen Wandel,“ so Dritty. Mit dieser Veranstaltung findet das People-to-People-Projekt „Immobilien ohne Grenzen“ seinen Abschluss. Das Projekt wurde mit INTERREG-Mitteln aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung unterstützt und von der euregio rhein-maas-nord begleitet. Diverse Diskussionsveranstaltungen rundum deutsche und niederländische Immobilienentwicklung waren Gegenstand des Projektes in den letzten zwei Jahren.


Provinzminister Andy Dritty beim Abschluss des INTERREG-Projektes „Immobilien ohne Grenzen“ im Provinciehuis in Maastricht