Vor einigen Monaten hatte der Gelderner Hauptausschuss beschlossen, die Rats- & Ausschusssitzungen künftig per Livestream zu übertragen. Zunächst in einer mehrmonatigen Testphase. Schon etwas weiter als Geldern sind die niederländischen Nachbarn aus Venray. Hier gibt es eine automatisierte Livestream-Technik, zum Beispiel für kommunale Sitzungen, schon seit mehreren Jahren. 

Um sich das Livestream-Modell im dortigen Ratsaal anzusehen sowie zu testen, haben sich deshalb vor einigen Tagen Gelderner Lokalpolitikerinnen und Lokalpolitiker sowie Mitarbeitende der Verwaltung auf den Weg nach Venray gemacht, berichtet die Stadt Geldern. 

Gleichzeitig diente die Fahrt in die Grenzkommune, die von der euregio rhein-maas-nord bestens koordiniert und organisiert wurde, dem besseren Kennenlernen.  Denn schon vor einigen Monaten hatten sich Gelderns Bürgermeister Sven Kaiser sowie der Erste Beigeordnete, Tim van Hees-Clanzett, auf Einladung der Niederländer und der Euregio mit den Amtskollegen in Venray getroffen, um sich über eine Intensivierung der Zusammenarbeit beider Kommunen auszutauschen.

Nach dem freundlichen Empfang durch Venrays Beigeordneten Jan Jenneskens wurde den Gästen aus Geldern nun das Ratsinformationssystem vorgeführt. Sven Kaiser war auch im Nachgang noch sichtlich angetan von den Möglichkeiten, die das Venrayer System bietet: „Das System und die Automatismen im multifunktionalen Ratssaal sind schon beeindruckend“, sagte Kaiser. „Vier Kameras sorgen automatisch dafür, dass jeder Redner bei seinem Wortbeitrag live im Bild ist. So können die Sitzungen problemlos live über das Internet verfolgt werden.“ Gleichzeitig werden alle Wortbeiträge zur Dokumentation automatisch aufgezeichnet, sodass auch kein händisches Protokollschreiben mehr nötig ist. Dadurch können außerdem auch im Nachhinein noch problemlos die jeweiligen Sitzungen oder einzelnen Wortbeiträge verfolgt werden. Durch die automatischen Abläufe des Systems ist während der Sitzungen auch kein Personal notwendig, das noch Regie führen muss. Lediglich im Nachgang der Sitzungen ist Personaleinsatz nötig, wenn die einzelnen Redebeiträge den einzelnen Rednerinnen und Rednern zugeordnet werden müssen. Bürgerinnen und Bürger müssen sich vorher auch nicht registriert oder angemeldet haben, wenn sie die Sitzungen live verfolgen möchten. 

Auf Nachfrage berichtete Venrays Ratsmitglied Henk Bisschops, der das digitale Ratsinformationssystem vorstellte, dass es auch noch nie einen negativen Vorfall gekommen sei, bei dem zum Beispiel im Internet Beiträge von Lokalpolitikerinnen oder Lokalpolitikern sinnentstellend wiedergegeben wurden. Nach der Vorstellung des digitalen Systems hatte die Gelderner Delegation noch ausreichend Zeit, Fragen zu stellen und das digitale Ratsinformationssystem selbst einmal auszuprobieren. 

Britta Herbort vom euregio-Toolkitteam der euregio rhein-maas-nord wies beide Delegationen auch noch einmal auf die Unterstützungsmöglichkeiten durch die Euregio hin. „Wir begleiten die Kommunen sehr gerne auf dem Weg einer sich anbahnenden Partnerschaft oder Kooperation. Zum Beispiel durch die Organisation von Workshops, eines Verwaltungsaustausches oder gemeinsamer Exkursionen“, sagte sie. 

Die Vertreter beider Städte waren sich einig, dass die Zusammenarbeit weiter forciert werden soll. In den kommenden Monaten wird definitiv ein Gegenbesuch der Delegation aus Venray stattfinden, wurde vereinbart.

Nach Termin im historischen Rathaus stand für beide Delegationen noch ein weiterer besonderer und gleichzeitig bewegender Programmpunkt auf dem Plan: der Besuch der Deutschen Kriegsgräberstätte in Ysselsteyn. Hier befindet sich die flächenmäßig (28 Hektar) größte deutsche Kriegsgräberstätte weltweit, die 1946 im Auftrag der niederländischen Regierung unweit von Venray angelegt wurde. 

87 Kriegstote aus dem Ersten Weltkrieg und knapp 32.000 Kriegstote des Zweiten Weltkriegs haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Überwiegend deutsche Soldaten, die auf niederländischem Gebiet gefallen sind. Aber auch niederländische, polnische und russische Soldaten, die in deutscher Uniform gekämpft haben.

„Bestattet wurden hier aber auch SS-Angehörige und Kriegsverbrecher, niederländische Kollaborateure, Unterstützer der Wehrmacht aus anderen Nationen sowie einige Zivilisten, darunter auch Frauen und Kinder“, berichtete der Mitarbeitende der Gedenkstätte, der die Delegationen über das Areal führte. In sehr bewegender Art und Weise führte er den Besuchenden anhand der persönlichen Geschichten einiger Gefallener und Verstorbener noch einmal vor Augen, welches Leid sich damals zugetragen hat. 

„Insbesondere aufgrund der aktuellen Zeit, in der auf europäischem Boden wieder ein schrecklicher Krieg stattfindet und der viel Leid hervorbringt, war der Besuch der Gedenkstätte in Ysselsteyn sehr berührend“, sprach Gelderns Bürgermeister Sven Kaiser für den Großteil der beiden Delegationen, bevor es anschließend wieder zurück nach Geldern ging.

Foto: Stadt Geldern/Terhorst