„Monique, Rianne und ich verstehen uns gut.” Kalle Wassong, Bürgermeister von Niederkrüchten, spricht über seine beiden direkt benachbarten euregio-Kolleginnen in Roerdalen und Roermond: „Das Vertrauen ist da und das ist wichtig, vor allem in existenziellen Krisensituationen, wie beispielsweise bei der Bekämpfung des Waldbrandes im grenzüberschreitenden Meinweg-Gebiet.” Für das kommende INTERREG VI-Programm ab 2022 hat Wassong auch bereits Ideen.
„Wir hatten in den letzten 30 Jahren keinen Waldbrand dieses Ausmaßes. Allein auf der deutschen Seite waren 1.600 Feuerwehrleute im Einsatz. Es wurden 7,5 Kilometer Wasserleitungen verlegt, viele private Unternehmen und Landwirte unterstützten mit großen Fahrzeugen zum Wassertransport. Aber jede Krise hat auch positive Folgen: Wir haben gelernt, dass Kommunikation, Wasserversorgung und die Beschaffenheit der Waldwege wichtig sind. Die beiden nationalen Feuerwehrsysteme sind sehr unterschiedlich, aber die Zusammenarbeit zwischen den deutschen und niederländischen Einsatzleitungen ist sehr gut. Mehrere Mitarbeiter der Stäbe sprechen sowohl Deutsch als auch Niederländisch. Sie üben jedes Jahr grenzüberschreitend gemeinsam, es fehlt bisher jedoch an gemeinsamen praktischen Übungen der Wehrleute im Grenzgebiet. Zwischen beiden Ländern bestand während der Dauer des Brandes eine ‚Liaison‘; ein Telefonanruf genügte. Sowohl aus Deutschland als auch aus den Niederlanden waren Militär- und Polizeihubschrauber im Einsatz, die 2.000 bzw. 8.000 Liter Wasser aus dem Teich ‚Blanke Water‘ aufnehmen konnten. Die Brandkatastrophe hat den Wunsch verstärkt, Türen bei Regierungen und Verwaltungen schneller zu öffnen, zum Beispiel beim Umweltministerium. Dafür plädieren auch die Abgeordneten Dr. Marcus Optendrenk (CDU) und Dietmar Brockes (FDP) im NRW-Landtag”.
Neues INTERREG VI-Programm
Das zukünftige INTERREG VI-Programm (ab voraussichtlich 2022) bietet in der euregio rhein-maas-nord Möglichkeiten, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Bereich der Waldbrandbekämpfung weiter auszubauen. Mit dem Projekt ‚Natur- und Waldbrandprävention‘ gibt es bereits im Rahmen von INTERREG V-A ein Projekt, bei dem 100 Schlauchkupplungen zur Verbindung der deutschen und niederländischen Schlauchsysteme realisiert wurden. „In einem neuen Programm denke ich insbesondere an die Erschließung von Tiefenbrunnen für die Löschwasserversorgung, die Digitalisierung der Kartographie, vor allem auf deutscher Seite sowie die Verbesserung der Kommunikation. Wir brauchen eine 5G-Verbindung im Waldgebiet. Dieses Projekt kann in der gesamten euregio rhein-maas-nord realisiert werden, wo es mehr als 10.000 Hektar Wald gibt. Es ist wichtig, im Hinblick auf Naturschutz und Landschaftsplanung über die Grenze zu schauen. Die euregio erweitert meinen Blick, und ich erhalte ganz andere Informationen, als wenn ich nur mein eigenes Land betrachte“, sagt der Bürgermeister mit der ‚holländischen Nase‘, sowie er sich selbst bezeichnet.