In diesem Schuljahr nehmen mehr als 200 deutsche Berufsschüler aus der euregio rhein-maas-nord an einem Niederländisch-Sprachkurs teil. Das zeigen die Ergebnisse des Projekts euregio-Xperience 2.0, das unter anderem Berufsschüler mit der jeweiligen Nachbarsprache vertraut machen soll. “Berufsschüler nehmen teil, weil der Ausbildungsbetrieb zum Beispiel niederländische Kunden hat, oder sie ihr Studium in den Niederlanden fortsetzen möchten. Außerdem glaube ich, dass sie die Sprache auch aus Respekt vor den Niederländern lernen wollen. Seit September 2019 wurden 13 Sprachkurse geplant, darunter 10 Schnupperkurse und 3 Sprachkurse auf A2-Niveau, die das ganze Schuljahr dauern. Wir haben aktuell im Projekt 2.0, das im Juli 2019 angefangen hat, schon ebenso viele Kurse eingeplant wie in der ganzen zweiten Hälfte des ersten Projektes”, so Marleen Verberkt, euregio-Xperience-Projektkoordinatorin bei der euregio rhein-maas-nord.

 

Viersen und Grevenbroich

Am Berufskolleg Viersen ist das Interesse so groß, dass zwei Kurse gleichzeitig angeboten werden. Abteilungsleiter Wirtschaft und Verwaltung, Christian Nieters dazu: „Jeden Dienstagnachmittag finden zwei Kurse mit insgesamt mehr als 30 Schülern statt. Die Auszubildenden sind dann von der Arbeit freigestellt, weil die Arbeitgeber es wichtig finden, dass man zum Beispiel als Kaufmann für Büromanagement oder Spedition Niederländisch sprechen kann.“ Im Berufsbildungszentrum Grevenbroich erhielten die Teilnehmer bereits kurz vor Weihnachten ihre Teilnahmezertifikate. Lehrerin Monika Hansen: „Angehende Kinderpflegerinnen haben ein Projekt durchgeführt, bei dem sie mit niederländischen Kindern klimafreundlich gekocht haben. Dazu haben die Schülerinnen über ihren normalen Unterricht hinaus zwölf mal vier Stunden am Sprachkurs eines pensionierten niederländischen Deutschlehrers teilgenommen. Das war sehr praxisorientiert. Es gab keine Sprachhemmungen in der Kommunikation mit den zehn- bis zwölfjährigen Kindern, sie haben einfach losgelegt und miteinander geredet und natürlich gekocht.“

 

euregio-Xperience 2.0 ist eine Initiative der euregio rhein-maas-nord

euregio-Xperience 2.0 ist eine Initiative der euregio rhein-maas-nord in Zusammenarbeit mit Schulen und Unternehmern aus der Grenzregion, die noch bis zum 30. September 2022 läuft. Mit Sprachkursen, Kultur- und Bewerbungstrainings, Betriebsbesichtigungen und grenzüberschreitenden Praktika haben Berufsschüler aus Deutschland und den Niederlanden die Möglichkeit, den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt zu erkunden. euregio-Xperience 2.0 wird unter anderem durch die euregio rhein-maas-nord, INTERREG V A der Europäischen Union, die Provinz Limburg, und das Land Nordrhein-Westfalen ermöglicht. Wer mehr über das Projekt euregio-Xperience 2.0 erfahren möchte, findet weitere Informationen auf www.euregio-rmn.de oder kann die Projektkoordinatorin unter  Marleen.Verberkt@euregio-rmn.de kontaktieren.

 

 

 

Die Europäische Kommission erwähnt auf YouTube das Projekt „euregio-Xperience“ für Berufsschüler als ein erfolgreiches Beispiel für die deutsch-niederländische Zusammenarbeit. In der euregio rhein-maas-nord nehmen jedes Schuljahr mindestens 400 deutsche und niederländische Berufsschüler an Sprachkursen, Kultur- und Bewerbungstraining, Betriebsbesichtigungen oder grenzüberschreitenden Praktika teil.

 

Die Corona-Krise hat das Thema Hygiene prominent in den Vordergrund gestellt. Das INTERREG-Projekt AutoProtect beschäftigt sich schon länger mit Oberflächen, die sich durch eine Beschichtung von selbst reinigen und desinfizieren. Gegenwärtig laufen auch Untersuchungen zur Abtötung von behüllten Prüf-Viren, wozu auch die Corona-Viren zählen. Dr. Markus Wehrl von der wfk – Cleaning Technology Institute in Krefeld erzählt mehr in diesem Interview.

 

 

Was ist das Ziel des Projekts?

Ziel ist die Entwicklung von Oberflächen, die durch die Aktivierung mit Licht, Wärme oder Druck Keime abtöten und Anschmutzungen abbauen. Hierdurch bilden sich sogenannte freie Radikale, die Krankheitserreger auf Oberflächen abtöten und Anschmutzungen vermindern. Diese Selbstschutzfunktion verbessert die Hygiene und Sauberkeit von Oberflächen und ist von besonderer Relevanz für hygienisch anspruchsvolle Bereiche wie Gesundheitswesen, Medizin-, Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelbereich. Ferner werden Schnelltests zur Kontrolle des hygienischen Zustands von Oberflächen entwickelt.

 

 

Wer profitiert davon?

Die Ergebnisse werden z.B. von Herstellern im Bereich Beschichtungssysteme genutzt, um neue Produkte zu entwickeln. Reinigungs- und Hygienedienstleister werden die Aufbringung der neuen so genannten “Multi-Stimulus-Systeme” (MSS)-Beschichtungen anbieten oder für Betreiber von öffentlichen Verkehrsmitteln verfügbar machen. Von neuen Schnelltests für Oberflächenhygiene profitieren Prüflabore sowie deren Kunden.

 

 

Kann man sich mit AutoProtect besser gegen das Corona-Virus schützen?

Um die Wirksamkeit der Multi-Stimulus-Systeme gegen SARS-CoV-2 auf Handkontaktflächen, z.B. Türklinken, zu untersuchen, laufen gegenwärtig Untersuchungen zur Abtötung von behüllten Prüf-Viren, wozu auch die Corona-Viren zählen. Aufgrund der hohen Wirksamkeit der MSS-Beschichtungen gegen Bakterien wird auch von einer guten Wirksamkeit gegen Viren wie z.B. SARS-CoV-2 ausgegangen. Nachfolgend soll entsprechend den Europäischen Prüfnormen bestätigt werden, dass die MSS-Beschichtungen die Viren unschädlich machen; erst danach könnte man offiziell von einer Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2 sprechen. Bis dahin gilt: Hände waschen oder desinfizieren nach Berührung von kontaminierten Oberflächen.

 

 

Was sind die konkreten Ergebnisse bis jetzt?

Es konnten bereits zwei verschiedene Beschichtungssysteme (Generation 1.0 und 2.0) mit hoher antimikrobieller Wirksamkeit gegen Bakterien entwickelt werden. Gegenwärtig werden Praxisuntersuchungen in einem Supermarkt in den Niederlanden hinsichtlich der Wirksamkeit unter Realbedingungen und Langzeitstabilität durchgeführt. Darüber hinaus konnte ein neuartiges Verfahren zur Desinfektion empfindlicher Materialien sowie Gesichtsmasken und Handys mit hervorragender Wirksamkeit entwickelt werden. Es wurden auch Schnelltests zur Prüfung der Wirksamkeit von MSS-Beschichtungen und neue optische Messmethoden zur Quantifizierung von Restanschmutzungen auf Medizinprodukten entwickelt.

 

 

Wie finanziert sich das Projekt?

Die Finanzierung erfolgt zu 34 % durch Eigenmittel der am Projekt beteiligten Partner und zu 66 % durch das INTERREG-Programm: 50 % der Fördermittel fließen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und 16 % gemeinsam aus den Wirtschaftsministerien von NRW und den Niederlanden sowie aus den Provinzen Groningen, Limburg, Noord-Brabant und Overijssel.

 

„Wir befinden uns in einer Zeit, in der die europäische Zusammenarbeit mehr denn je ein aktuelles Thema ist. Für Limburg als Grenzprovinz ist die Teilnahme an europäischen Projekten wichtig. Wir freuen uns, dass das INTERREG-Projekt AutoProtect gut vorankommt“, so Provinzminister Andy Dritty, zu dessen Ressort u.a. europäische Angelegenheiten gehören.

Herbert Corsten ist Bürgermeister der Gemeinde Selfkant, dem westlichsten Zipfel Deutschlands, geografisch umarmt von der niederländischen Gemeinde Echt-Susteren. „Meiner Meinung nach sollten Deutsch und Niederländisch in die Lehrpläne der Schulen im Grenzgebiet integriert werden,” so Corsten, der mit einer Niederländerin verheiratet ist. Selfkant und Echt-Susteren sind die zwei südlichsten Mitglieder der euregio rhein-maas-nord. „Der Mehrwert für die Gemeinde Selfkant liegt in der gemeinsamen Entwicklung der gesamten Region ohne Einschränkung durch irgendwelche Grenzen und zum Nutzen aller Beteiligter,” so Corsten.


500.000 Euro

Die Besucherzahlen des westlichsten Ortes der Bundesrepublik erfahren stetigen Zuwachs durch den Zipfelbund, in dem die jeweils nördlichste, westlichste, östlichste und südlichste Gemeinde Deutschlands seit 1999 zusammengeschlossen sind. „2015 habe ich dann auf Basis des touristischen Masterplans Selfkant und dank 80%iger Förderung durch das Wirtschaftsministerium NRW den westlichsten Punkt mit einem Gesamtvolumen von 500.000,- € für die Öffentlichkeit aufbereiten können. Der Bürgermeister der Gemeinde Echt-Susteren, Jos Hessels, erkannte darin ebenfalls sehr schnell die Möglichkeit der Schaffung einer besonderen Marke für seine Gemeinde, indem er “Het Smalste Stukje Nederland“ („Das schmalste Stück der Niederlande“) erfolgreich propagierte. Von daher sind der westlichste Punkt Deutschland und „Het Smalste Stukje Nederland“ heute ein besonders Merkmal grenzüberschreitender freundschaftlicher Verbindungen und der Verwirklichung des europäischen Gedankens,” so Corsten.


Deutsch und Niederländisch in die Lehrpläne

„In einer Grenzregion, in der eine geschichtlich begründete, fast einheitliche Kultur gelebt wird, ist die Kenntnis der Sprache des Nachbarlandes für mich eine unabdingbare Voraussetzung für zivilisiertes Zusammenleben. Sicherlich können wir uns dabei auch auf unsere gemeinsame Muttersprache „Limburger Platt“ stützen. In der heutigen globalen Verschmelzung sollte aber die gute Kenntnis der jeweiligen Amtssprache bereits zentral in die schulische Ausbildung integriert sein,” so Corsten.