INTERREG-Projekt untersucht Selbstschutzfunktion gegen Corona-Viren

Die Corona-Krise hat das Thema Hygiene prominent in den Vordergrund gestellt. Das INTERREG-Projekt AutoProtect beschäftigt sich schon länger mit Oberflächen, die sich durch eine Beschichtung von selbst reinigen und desinfizieren. Gegenwärtig laufen auch Untersuchungen zur Abtötung von behüllten Prüf-Viren, wozu auch die Corona-Viren zählen. Dr. Markus Wehrl von der wfk – Cleaning Technology Institute in Krefeld erzählt mehr in diesem Interview.

 

 

Was ist das Ziel des Projekts?

Ziel ist die Entwicklung von Oberflächen, die durch die Aktivierung mit Licht, Wärme oder Druck Keime abtöten und Anschmutzungen abbauen. Hierdurch bilden sich sogenannte freie Radikale, die Krankheitserreger auf Oberflächen abtöten und Anschmutzungen vermindern. Diese Selbstschutzfunktion verbessert die Hygiene und Sauberkeit von Oberflächen und ist von besonderer Relevanz für hygienisch anspruchsvolle Bereiche wie Gesundheitswesen, Medizin-, Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelbereich. Ferner werden Schnelltests zur Kontrolle des hygienischen Zustands von Oberflächen entwickelt.

 

 

Wer profitiert davon?

Die Ergebnisse werden z.B. von Herstellern im Bereich Beschichtungssysteme genutzt, um neue Produkte zu entwickeln. Reinigungs- und Hygienedienstleister werden die Aufbringung der neuen so genannten “Multi-Stimulus-Systeme” (MSS)-Beschichtungen anbieten oder für Betreiber von öffentlichen Verkehrsmitteln verfügbar machen. Von neuen Schnelltests für Oberflächenhygiene profitieren Prüflabore sowie deren Kunden.

 

 

Kann man sich mit AutoProtect besser gegen das Corona-Virus schützen?

Um die Wirksamkeit der Multi-Stimulus-Systeme gegen SARS-CoV-2 auf Handkontaktflächen, z.B. Türklinken, zu untersuchen, laufen gegenwärtig Untersuchungen zur Abtötung von behüllten Prüf-Viren, wozu auch die Corona-Viren zählen. Aufgrund der hohen Wirksamkeit der MSS-Beschichtungen gegen Bakterien wird auch von einer guten Wirksamkeit gegen Viren wie z.B. SARS-CoV-2 ausgegangen. Nachfolgend soll entsprechend den Europäischen Prüfnormen bestätigt werden, dass die MSS-Beschichtungen die Viren unschädlich machen; erst danach könnte man offiziell von einer Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2 sprechen. Bis dahin gilt: Hände waschen oder desinfizieren nach Berührung von kontaminierten Oberflächen.

 

 

Was sind die konkreten Ergebnisse bis jetzt?

Es konnten bereits zwei verschiedene Beschichtungssysteme (Generation 1.0 und 2.0) mit hoher antimikrobieller Wirksamkeit gegen Bakterien entwickelt werden. Gegenwärtig werden Praxisuntersuchungen in einem Supermarkt in den Niederlanden hinsichtlich der Wirksamkeit unter Realbedingungen und Langzeitstabilität durchgeführt. Darüber hinaus konnte ein neuartiges Verfahren zur Desinfektion empfindlicher Materialien sowie Gesichtsmasken und Handys mit hervorragender Wirksamkeit entwickelt werden. Es wurden auch Schnelltests zur Prüfung der Wirksamkeit von MSS-Beschichtungen und neue optische Messmethoden zur Quantifizierung von Restanschmutzungen auf Medizinprodukten entwickelt.

 

 

Wie finanziert sich das Projekt?

Die Finanzierung erfolgt zu 34 % durch Eigenmittel der am Projekt beteiligten Partner und zu 66 % durch das INTERREG-Programm: 50 % der Fördermittel fließen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und 16 % gemeinsam aus den Wirtschaftsministerien von NRW und den Niederlanden sowie aus den Provinzen Groningen, Limburg, Noord-Brabant und Overijssel.

 

„Wir befinden uns in einer Zeit, in der die europäische Zusammenarbeit mehr denn je ein aktuelles Thema ist. Für Limburg als Grenzprovinz ist die Teilnahme an europäischen Projekten wichtig. Wir freuen uns, dass das INTERREG-Projekt AutoProtect gut vorankommt“, so Provinzminister Andy Dritty, zu dessen Ressort u.a. europäische Angelegenheiten gehören.